Montag, 18. Januar 2010

Don Mateo, oder warum braucht man ein Auto wenn man zwei Pferde besitzt



Ich war wieder mal in der zona arqueologica von Guachimontones in der Nahe von Teuchitlán, Jal. auf dem Rueckweg zum Dorf Teuchitlán wo man zwangslaeufig durch fahren muss um auf die Hauptstrasse nach Tala / Guadalajara zu kommen hat man auf der Kopfsteinpflaster-Strasse wie jedes mal einen herrlichen Ausblick auf die Agaven-Felder.

Auf der engen Strasse sah ich einen Reiter kommen, der mir entgegen trabte, hinter dem Reitpferd zog er noch ein Packpferd hinter her, neben ihm lief ein mittelgrosser struppiger Hund, wo ich gleich fest stellen konnte, Reiter, Pferd u. Hund waren ein gut eingespieltes Team. Als wir auf gleicher Hoehe waren hielt ich an u. gruesste ihn. Er gruesste freundlich zurueck u. blieb auch stehen als ob er den ganzen Weg, den er zurueck gelegt hatte nur darauf gewartet haette einen Plausch mit diesem Fremden beginnen zu koennen. Ich fragte ihn, ob ich ein Foto von ihm, den Pferden u. dem Hund machen koennte. Er meinte ich koenne soviele Fotos machen wie ich wollte, sollte aber umdrehen, nicht weit von hier waere seine Weide, dort haette er auch seine Kuehe. . Die Weide lag gleich um die Ecke u. es ging erst mal steil hinauf. Dann stieg er ab, gab mir die Hand u. sagte sein Name waere Mateo. Ich stellte mich auch vor, setzte mich erst mal auf einen Stein, holte meine Zigaretten heraus u. bot ihm eine an. Wir begannen ein Gespraech, u. ich beobachtete erst mal das ganze Panorama rund herum, um mir ein Bild zu machen. Mateo war ein echter Ranchero. Ich sah es erst an seinem Sattel, ein Arbeitssattel, mehrfach repariert, der leicht schon seine 20 Jahre am Leder hatte. Sein Lasso war aus Natur-Fasern, kein Kunstoff-Lasso, die heute in den Dorflaeden haengen. Er hatte keine Cowboy Boots an, statt dessen Rancho Arbeits-Boot ohne hohen Absaetzen, an denen die Sporen angebracht waren. Er hatte ein Wrangler Cowboy Hemd mit Druck-Knoepfen u. einen breitkrempigen Vaquero Hut aus Stroh. Was mit besonders auffiel, waren seine Satteltaschen aus Leder, Hand punziert u. leicht schon 20 Jahre alt. Er war sicherlich sehr stolz auf seine alforjas.

Wir gingen den Weg zur Weide zu Fuss rauf, auch er stieg ab, das Gelaende war zu steil u. zu steinig fuer die Pferde. Jetzt verstand ich auch sehr gut, warum er die working boots den Cowboy boots vorzog. Nichts besser als griffige Gummisohlen bei diesem Gelaende. Oben angekommen quatschten wir weiter, ich stellte ihm ein paar Fragen, nichts aufdringliches, halt einfach Neugierde... Er fing von alleine an zu reden. Waere 68 Jahre alt (er sieht aber mindestens 10 Jahre juenger aus, bewegt sich auch wie eine Katze), vor vier Jahren waere seine Frau gestorben, seitdem bewirtschafte er seine Ranchito alleine. Haette 6 Kinder, alle schon erwachsen, die ausschliesslich in Californien leben u. arbeiten wuerden. Auf meine Frage ob sie ihm Geld schicken wuerden meinte er ganz selten, aber er brauche das Geld seiner Kinder nicht, er ist es schon immer gewohnt gewesen, sein Leben alleine zu bestreiten, Gott u. die Jungfrau haetten es auch immer gut mit ihm gemeint. Sein Arbeitstag beginnt taeglich um fuenf Uhr morgens, seine 30 Kuehe melken, die Milch in grosse Kannen zu schuetten, diese auf die Packpferde u. runter damit ins Dorf. Dort wuerde ihm die Milch abgekauft u. im Dorf kauft er dann auch seine Sachen die er so braucht, verlaedt diese auf die Pferde u. dann wieder rauf auf die Weide. Auf meine Frage ob er auch einen Pickup haette um seine Sachen runter u. rauf zu transportieren meinte er nur, er brauche kein Auto, wenn man Pferde hat, braucht man kein Auto, nicht hier bei Teuchitlán. Er kann alles in dreissig, sechzig Minuten mit dem Pferd machen u. wenn er mal in die Stadt muss, dann nimmt er den Bus. Das Weideland ist so karg u. steinig, dass er jeden Tag seine Kuehe auf andere Weiden treiben muss , damit sie sich eher schlecht als recht ernaehren koennen. Das Licht war an diesem Tag nicht das guenstigste, ich musste mich mit wenig Fotos begnuegen, ich verbaschiedetet mich von ihm, er schwang sich auf sein Pferd u. begann die Kuehe los zu treiben, er blieb hinten bei der letzten Kuh, vorne passte sein struppiger Hund auf, damit sie nicht ausbrachen. Sicher werde ich ihn einmal wieder aufsuchen, wenn ich in dieser Gegend bin, vielleicht ein paar neue Arbeits-Boots als kleine Aufmerksamkeit mitbringen u. mehr mit ihm reden. Dieser Mann scheint trotz seines einfachen, harten Lebens ein Buch zu sein - oder gerade deswegen.



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